Anwendungsfall: Untersuchung der Fußgehfreundlichkeit von Städten mit openrouteservice

Diese Studie analysiert den fußläufigen Zugang zu zentralen Infrastruktureinrichtungen, die mit sozialen Einflussfaktoren von Gesundheit verknüpft sind. Mithilfe von openrouteservice werden räumliche Ungleichheiten beim Zugang zu essenziellen Angeboten, die Gesundheit und Wohlbefinden fördern, untersucht.

Eine aktuelle Untersuchung des DC Office of the Chief Technology Officer untersucht, wie gut die Einwohnenden von Washington, D.C. wichtige öffentliche Einrichtungen zu Fuß erreichen können. Diese Analyse basiert auf dem Konzept der “15-Minuten-Stadt”, bei dem die meisten täglichen Bedürfnisse innerhalb eines kurzen Fußwegs vom Wohnort erreichbar sein sollen.

Matt Gerken, der für die Methodik verantwortlich war, und Kareem Ahmed, der das Built Environment Indicators and Health – Interactive Map Tool entwickelt hat, nutzen Isochronen, um räumliche Ungleichheiten beim Zugang zu gesundheits- und wohlbefindensfördernden Dienstleistungen zu analysieren.

Die Studie untersucht die fußläufige Erreichbarkeit in neun Kategorien, die sich an den gesellschaftlichen Einflussfaktoren auf Gesundheit orientieren, darunter Bildung, Gesundheitsversorgung, Ernährung, Verkehr und Sicherheit. Mithilfe von über 40 spezifischen Kennzahlen wird ermittelt, welcher Anteil jedes Zensusgebiets innerhalb fußläufiger Distanz zu zentralen Einrichtungen liegt. So entsteht ein detailliertes Bild der städtischen Begehbarkeit auf Nachbarschaftsebene. 

Methode und Rolle von openrouteservice

openrouteservice bildete die Grundlage für die Isochronen-Analyse. Dank der Fähigkeit, fußläufige Einzugsgebiete von Tausenden von Standorten zu berechnen, eignet sich der Dienst hervorragend für eine Studie im Maßstab einer ganzen Stadt. Die Isochronen, die mit Hilfe der openrouteservice-API (ORS) entwickelt wurden, berechnen die fußläufigen Einzugsgebiete rund um öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken, Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs, Parks und Lebensmittelgeschäfte.

Der in R umgesetzte Workflow umfasst:

  • Erstellung von Isochronen (z.B. 5-, 10,- 15-Minuten Fußwegzonen) um jede Einrichtung mit ORS;
  • Überlagerung dieser Isochronen mit den Grenzen der Zensusgebiete, um den Anteil der Fläche jedes Gebiets zu ermitteln, der fußläufig zu bestimmten Angeboten liegt;
  • Visualisierung der Ergebnisse in Form von Karten, Histogrammen und Korrelationsanalysen.

Durch diese räumliche Überlagerung lassen sich Erreichbarkeiten innerhalb der Stadt vergleichen und räumliche Muster von Ungleichheit aufzeigen. So verdeutlichen Choroplethenkarten beispielsweise, welche Stadtviertel einen hohen oder niedrigen Zugang zu bestimmten Dienstleistungen haben, während statistische Auswertungen Korrelationen zwischen verschiedenen Arten von Zugängen aufweisen (z.B. Schulen und öffentliches WLAN).

Karte der Zensusgebiete im District of Colombia, die die Nähe der Stadtviertel zu Schulen visualisiert. Bild: Matthew Gerken; dunkle Flächen visualisieren eine hohe räumliche Nähe
Karte der Zensusgebiete im District of Colombia, die die Nähe der Stadtviertel zu Schulen visualisiert. Bild: Matthew Gerken

Fazit

Die Analyse zeigt, dass viele Stadtviertel in Washington, D.C zwar eine gute fußläufige Anbindung an Einrichtungen wie Schulen und Bibliotheken haben, der Zugang zu anderen Angeboten wie bezahlbarem Wohnraum oder frischen Lebensmitteln ungleich verteilt ist. Der District arbeitet daran, die Zugänglichkeit zu verbessern. Ein Ziel dafür ist unter anderem, bis 2025 rund 36.000 neue Wohneinheiten zu schaffen sowie mit einer kürzlich vom Stadtrat auf Antrag von Bürgermeisterin Bowser verabschiedeten Resolution zur Ausweitung Supermarket Tax Incentive Program.

Das Tool bietet einen Ausgangspunkt für Einwohnende, politische Entscheidungstragende und Interessenvertretungen, um zu erkunden, wie die gebaute Umwelt die Gesundheitsergebnisse in Washington, D.C. beeinflussen könnte. Mit der in der Studie beschreiben Methodik lässt sich dieser Ansatz auch auf andere Städte übertragen, um deren eigenen Muster der Erreichbarkeit zu untersuchen und räumliche Ungleichheiten beim Zugang zu wichtigen Angeboten aufzudecken.

Quellen:

Isochrones in Action: Measuring City Walkability Using R

Built Environment Indicators

Built Environment Indicators and Health – Interactive Map Tool

openrouteservice.org

Data Methodology for the DC Built Environment Indicators and Interactive Map Tool

Key Findings from Built Environment Data Tool