Dank der neuesten Ergänzungen des Climate Action Navigators (CAN) ist es nun möglich, das verbleibende CO2-Budget für mehrere deutsche Städte (Berlin, Bonn, Hamburg, Heidelberg und Karlsruhe) zu berechnen, um bestimmte Grenzwerte für die globale Erwärmung (bspw. +1,5 °C) einzuhalten. Das CO2-Budget-Bewertungswerkzeug ermittelt auch, ob die Stadt auf dem richtigen Weg ist, um dieses Budget einzuhalten.
CO₂ Budget: Wie viel Kohlenstoff darf eine Stadt ausstoßen, bevor sie ihr Klimaziel überschreitet?
Ein CO₂-Budget gibt an, wie viel CO2 eine Stadt oder ein Land ausstoßen darf, um die globale Erwärmung auf ein bestimmtes Ziel zu begrenzen.
Das 2015 verabschiedete Pariser Klimaabkommen ist eine wichtige Referenz für die Berechnung des Ziels. In diesem Abkommen haben sich viele Länder dazu verpflichtet, die globale Erwärmung auf unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. In diesem Zusammengang wird dabei angestrebt, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu limitieren. Um diese Ziele zu erreichen, kann es sehr hilfreich sein, Ziele auf lokaler Ebene zu definieren und dabei die Rolle jedes Landes oder sogar jeder Stadt bei der Begrenzung der Emissionen hervorzuheben.
Auf Grundlage des Pariser Klimaabkommens können wir berechnen, wie viel CO2 eine bestimmte Stadt noch ausstoßen darf, um ihren Beitrag zur Begrenzung der globalen Erwärmung zu leisten. Diese Menge ist das CO2-Budget der Stadt. Mit dem CO2-Budget-Analysewerkzeug unseres Climate Action Navigators haben wir das CO2-Budget der deutschen Städte Berlin, Bonn, Hamburg, Heidelberg und Karlsruhe berechnet.
Da die meisten Städte ihr CO2-Budget zum Erreichen der 1,5 °C oder 1,7 °C Grenze bereits aufgebraucht haben oder kurz davor stehen, berechnet der Climate Action Navigator auch CO2-Reduktionspfade, die mit einer Temperaturbegrenzung von 2 °C vereinbar sind. Dabei ist zu beachten, dass das internationale Abkommen von Paris dennoch eine Begrenzung auf deutlich unter 2 °C Temperaturerhöhung vorgibt.
Die CO₂-Budgets sind nicht so zu verstehen, dass die Temperaturgrenzwerte automatisch eingehalten werden, wenn eine Stadt die Budgets einhält. Damit die Grenzen nicht überschritten werden, muss die ganze Welt ihr CO₂-Budget einhalten.
Darstellung von CO₂ Budgets
Das CO₂ Budget Analysewerkzeug berechnet das CO2-Budget einer Stadt auf Grundlage der Menge an Kohlenstoff, die die Stadt “ausstoßen” darf, ohne die im Pariser Abkommen festgelegten Grenzwerte zu überschreiten. Es zieht die bereits verbrauchte CO2-Menge (gemäß den von den Städten gemeldeten CO2-Emissionen) ab, um zu ermitteln, wie viel CO2 noch im Budget verbleibt. Anschließend verwendet das Tool zukünftige Emissionsprognosen, um vorherzusagen, wann das CO2-Budget aufgebraucht sein wird. Diese Emissionsprognosen basieren nicht nur auf den aktuellen Emissionen, sondern auch auf geplanten Maßnahmen, wobei die derzeit von der jeweiligen Stadt geplanten Maßnahmen zur Emissionsminderung berücksichtigt werden.
Im Dashboard des CANs können die Nutzenden den prognostizierten Emissionsminderungspfad der Stadt mit den Minderungspfaden vergleichen, die notwendig wären, um die globale Erwärmung auf 1,7 °C bzw. 2 °C zu begrenzen.
Es ist auch möglich, die Differenz zwischen den prognostizierten Gesamtemissionen der Stadt und ihrem CO2-Budget zu visualisieren. Auf diese Weise können Nutzende schnell erkennen, ob die Stadt auf dem richtigen Weg zur Einhaltung der globalen Erwärmungsgrenzen ist oder nicht.
Derzeit ist das Tool auf einige wenige Städte in Deutschland beschränkt. Wir planen jedoch, es in Zukunft auf weitere Städte auszuweiten.
Berlin CO₂-Budget
Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Pariser Abkommens verfügte die Stadt Berlin über ein verbleibendes CO2-Budget von 136,7 Millionen Tonnen, um ihren Beitrag zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C zu leisten. Schätzungen zufolge wurden seitdem bereits mindestens 125 Millionen Tonnen emittiert (Daten aus 2023).
Basierend auf aktuellen Prognosen haben die Emissionen der Stadt das berechnete CO2-Budget zur Begrenzung des Anstiegs auf 1,5 °C bereits überschritten. Um eine Überschreitung der Grenze von +1,7 °C bei der globalen Erwärmung zu vermeiden, sollte Berlin seine Emissionen bis 2040 auf null reduzieren. Basierend auf unserer Prognose wird die Stadt voraussichtlich um 2040 Netto-Null-Emissionen erreichen.
Weitere Einblicke in das CO2-Budget Berlins sind im Climate Action Navigator zu finden.


Bonn CO₂-Budget
Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Pariser Abkommens verfügte die Stadt Bonn über ein verbleibendes CO2-Budget von 12,1 Millionen Tonnen, um ihren Beitrag zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C zu leisten. Schätzungen zufolge wurden seitdem bereits mindestens 14 Millionen Tonnen emittiert (Daten aus 2022).
Die Emissionen der Stadt haben das berechnete CO2-Budget zur Begrenzung des Anstiegs auf 1,5 °C bereits überschritten. Um eine Überschreitung der Grenze von 1,7 °C bei der globalen Erwärmung zu vermeiden, sollte Bonn seine Emissionen bis 2040 auf null reduzieren. Mit den derzeit umgesetzten oder geplanten Maßnahmen zur Emissionsminderung wird die Stadt ihre Emissionen bis 2035 voraussichtlich erheblich reduzieren und ist damit auf einem guten Weg, um bis 2040 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Weitere Einblicke in das CO2-Budget von Bonn sind im Climate Action Navigator zu finden.


Hamburg CO₂-Budget
Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Pariser Abkommens verfügte die Stadt Hamburg über ein verbleibendes CO2-Budget von 67,2 Millionen Tonnen, um ihren Beitrag zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C zu leisten. Schätzungen zufolge wurden seitdem bereits mindestens 100 Millionen Tonnen emittiert (Daten aus 2023).
Die Emissionen der Stadt haben das berechnete CO2-Budget, um den Anstieg auf 1,5 °C zu begrenzen, bereits überschritten. Um eine Überschreitung der 1,7 °C zu vermeiden, sollte Hamburg seine Emissionen bis 2030 drastisch senken und bis 2040 Emissionsneutralität erreichen. Basierend auf unserer Prognose werden die Emissionen der Stadt bis 2040 das Budget für +2 °C deutlich überschreiten, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen zur Emissionsreduzierung ergriffen werden.
Weitere Einblicke in das CO2-Budget von Hamburg sind im Climate Action Navigator zu finden.


Heidelberg CO₂ Budget
Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Pariser Abkommens verfügte die Stadt Heidelberg über ein verbleibendes CO2-Budget von 5,8 Millionen Tonnen, um ihren Beitrag zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C zu leisten. Schätzungen zufolge wurden seitdem bereits mindestens 7 Millionen Tonnen emittiert (Daten aus 2022).
Die Emissionen der Stadt haben das berechnete CO2-Budget, um den Anstieg auf 1,5 °C zu begrenzen, bereits überschritten. Um eine Überschreitung der 1,7 °C zu vermeiden, sollte Heidelberg seine Emissionen bis 2040 auf null reduzieren. Mit den derzeit umgesetzten oder geplanten Maßnahmen zur Emissionsminderung wird die Stadt voraussichtlich um das Jahr 2068 herum Netto-Null-Emissionen erreichen.
Weitere Einblicke in das CO2-Budget von Heidelberg sind im Climate Action Navigator zu finden.


Karlsruhe CO₂ Budget
Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Pariser Abkommens verfügte die Stadt Karlsruhe über ein verbleibendes CO2-Budget von 11,0 Millionen Tonnen, um ihren Beitrag zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C zu leisten. Schätzungen zufolge wurden seitdem bereits mindestens 16 Millionen Tonnen emittiert (Daten aus 2019).
Die Emissionen der Stadt haben das berechnete CO2-Budget, um den Anstieg auf 1,5 °C zu begrenzen, bereits überschritten. Um eine Überschreitung der 1,7 °C zu vermeiden, sollte Karlsruhe seine Emissionen bis 2035 drastisch senken und bis 2040 Emissionsneutralität erreichen. Basierend auf unserer Prognose werden die Emissionen der Stadt bis 2040 das Budget für +2 °C deutlich überschreiten, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen zur Emissionsreduzierung ergriffen werden.
Weitere Einblicke in das CO2-Budget von Karlsruhe sind im Climate Action Navigator zu finden.


Der Climate Action Navigator: Werkzeuge zur praktischen Anwendung
Der Climate Action Navigator ist weit mehr als ein reines Werkzeug zur Bewertung von Klimaschutzmaßnahmen in Städten weltweit. Er hilft dabei, lokale Stärken sichtbar zu machen, Handlungsbedarfe aufzuzeigen und gezielte Lösungen zu entwickeln, um Städte lebenswerter, inklusiver und klimaresilienter zu gestalten. Im Gegensatz zu klassischen Indikatoren entstehen die CAN-Analysewerkzeuge im engen Austausch mit Stadt- und Verkehrsplanungsbüros, gesellschaftlichen Organisationen und lokalen Akteuren, um so praxistaugliche und direkt umsetzbare Ergebnisse zu liefern.
Mehr Informationen zum Climate Action Navigator und zu den entsprechenden Analysewerkzeugen finden sie auf unserer Projekt-Website und auf unserem Blog.