Silver Ways & Reisetagebücher: Mit dem Sketch Map Tool altersgerechte Routen kartieren

Das Silver Ways Projekt hat das Ziel, älteren Menschen die Fortbewegung in Städten zu erleichtern, indem ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Routing-System geschaffen wird. Um dieses System auf reale Erfahrungen zu stützen, führte das Team eine Reihe von Workshops mit Seniorinnen und Senioren in ganzen Mannheim durch.

Das Silver Ways Projekt entwickelt ein Routing-System, das speziell auf ältere Menschen zugeschnitten ist und deren Bedürfnisse und Präferenzen berücksichtigt. Um zu verstehen, wie sich Seniorinnen und Senioren in ihrer Nachbarschaft fortbewegen, beginnt das Projekt mit der Kartierung von Fußwegen für ältere Menschen in den Städten Mannheim, Uppsala und Kayseri. In Mannheim führte das Team eine Reihe von partizipativen Kartierungsworkshops mit verschiedenen Gruppen von Seniorinnen und Senioren durch, darunter Gymnastikgruppen und aktiven Senioren, die in derselben Wohnanlage zusammenleben.

Die Teilnehmenden wurden darum gebeten, ihre persönlichen Gehwege, Präferenzen und Hindernisse zu kartieren. Sie kartierten auch Orte, an denen das Gehen Spaß macht soweit Herausforderungen wie unebene Gehwege, fehlende Bänke oder starken Verkehr. Diese Karten wurden digitalisiert und beinhalteten nicht nur geographische Informationen, sondern auch die menschlichen Geschichten und Perspektiven, die dahinter stehen.

Diese Routenauswahl wird mithilfe eines ökonometrischen Ansatzes modelliert, um Kompromisse zwischen Attributen wie Entfernung und Höhe zu quantifizieren. Durch die Kombination von Reisetagebuchdaten mit ökonometrischen Modellen analysiert Silver Ways die Routenauswahl und validiert sein System in Urban Living Labs. Das Ergebnis dieses Prozesses ist ein 15-Minuten-Nachbarschaftsindex, der Orte identifiziert, an denen wichtige Dienstleistungen innerhalb eines kurzen, altersgerechten Spaziergangs erreichbar sind.

Verwendung des Sketch Map Tools zur Erfassung von Mobilitätsbedürfnissen

Das Sammeln von Reisetagebüchern bleibt eine Herausforderung in der Mobilitätsforschung. Obwohl diese Tagebücher wertvolle Einblicke liefern, sinken die Rücklaufquoten bei traditionellen Methoden wie Papier-, Telefon- oder Online-Umfragen. Smartphone-basierte Ansätze können helfen, schließen jedoch oft digital benachteiligte Gruppen, insbesondere ältere Menschen, aus. Das Sketch Map Tool bietet eine innovative und inklusive Möglichkeit, menschenzentrierte Reisetagebücher zu erfassen.

Im Gegensatz zu GPS-basierten “Track & Trace”-Datensätzen, die in erster Linie die Bewegungen von Menschen aufzeichnen, erfasst das Sketch Map Tool, wie Menschen diese Bewegungen erleben. Die Teilnehmenden sind nicht darauf beschränkt, Routen nachzuzeichnen, sondern können auch abstrakte oder erfahrungsbezogenen Aspekte ihrer Reisen skizzieren. Diese qualitative Vielfalt verleiht Mobilitätsdaten eine zusätzliche Bedeutungsebene, indem sie persönliche Wahrnehmungen von Komfort, Sicherheit und Barrierefreiheit einbezieht, die mit herkömmlichen Tracking.Methoden nicht erfasst werden können.

Das Tool selbst ist open-source und benutzer*innenfreundlich. Die Teilnehmenden versehen gedruckte Karten, die auf OpenStreetMap oder Satellitenbildern basieren mit Anmerkungen. Die Sitten werden zunächst gescannt oder fotografiert und automatisch digitalisiert und georeferenziert. So werden gelebte Erfahrungen in strukturierte Geodaten umgewandelt. Die Methode ist bewusst niedrigschwellig und zugänglich: Es sind keine technischen Vorkenntnisse erforderlich, sodass sie sich besonders für Seniorinnen und Senioren mit begrenzten digitalen Fähigkeiten eignet. Mit nur Stift und Papier lassen sich Mobilitätserfahrungen in partizipativen Workshops schnell und effektiv erfassen. Gleichzeitig gewährleistet die KI-gestützte Verarbeitung eine genaue Umwandlung der handgezeichneten Eingaben in GIS-kompatible Formate.

Durch die Umwandlung gedruckter Skizzenkarten in Geodaten schließt das Sketch Map Tool die Lücke zwischen analogen und digitalen Lösungen, Es befähigt Seniorinnen und Senioren außerdem, ihre Nachbarschaft mitzugestalten und Städte für verschiedene Gruppen fußgehfreundlicher und lebenswerter zu machen.

Junger Mann steht vor Bildschirm mit Präsentation zum 'Silver Ways Projekt', mehrere Personen sitzen an Tischen mit Unterlagen und Getränken in einem Konferenzraum
Forschende des HeiGIT führen einen Silver Ways Workshop durch

Die Workshops boten den teilnehmenden einen Raum, um ihre alltäglichen Mobilitätserfahrungen auszutauschen, und halfen den Forschenden dabei, sowohl die Präferenzen als auch die Hindernisse zu identifizieren, die das Gehen im Alter beeinflussen. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Verfeinerung von Routenalgorithmen, die Stadtplanung und die Sicherstellung, dass die daraus resultierenden Mobilitätslösungen auf den tatsächlichen Erfahrungen der älteren Menschen basieren.

Besuche die Silver Ways Website für mehr Informationen zum Projekt.