Mit steigenden Sommertemperaturen wächst auch das Gesundheitsrisiko beim Aufenthalt im Freien. Davon sind vor allem in Städten besonders vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Kinder oder Personen mit Vorerkrankungen betroffen. Im Rahmen des HEAL-Projekts wurde eine Routing-App entwickelt, die Bürgerinnen und Bürgern hilft, Hitzestress zu meiden und somit einen Beitrag zur Klimaanpassung und Gesundheitsvorsorge in Hitzeperioden leistet. Nachdem die App erstmals erfolgreich in Heidelberg eingesetzt wurde, ist sie nun auch in Worms verfügbar.
Die HEAL-APP: Sicherer und kühler unterwegs in Heidelberg – und jetzt auch in Worms
Die HEAL-App ist eine web-basierten Routinganwendung, die speziell für hitzeangepasste Mobilität entwickelt wurde. Die HEAL-App identifiziert Hitzestress entlang einer Route und berechnet dann einen alternativen Weg, der wenig beschattete Hauptstraßen vermeidet und die Nutzerenden durch Parks und schattige Gebiete führt. Diese Wegvorschläge basieren auf aktuellen Wetter- und Sonneneinstrahlungsdaten und passen sich flexibel an Tageszeit und Wetterlage an. Die App liefert gleichzeitig Informationen zur Wegbeschaffenheit, Steigung und Oberfläche der jeweiligen Strecke.
Ziel der HEAL-App ist es, Mobilität an heißen Tagen zu unterstützen und zugleich das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels zu schaffen. Entwickelt wurde die App auf Grundlage einer statistischen Modellierung von Hitze in der Stadt, basierend auf Echtzeit-Sensordaten (nur für Heidelberg) und Sonneneinstrahlungsdaten.

Die Web-App, die für Heidelberg bereits letzten Sommer veröffentlicht wurde, ist nun auch für Worms verfügbar:
- HEAL-App für Heidelberg: https://heal.openrouteservice.org/
- HEAL-App für Worms: https://worms.heal.openrouteservice.org/
Mit der HEAL-App können Nutzende herausfinden, welcher Fußweg je nach Tageszeit und Sonneneinstrahlung am besten geeignet ist, um der Hitze zu entgehen. Beispielsweise variiert der beste Weg vom Hauptbahnhof Worms zur Rheinpromenade im Laufe des Tages: Am Morgen empfiehlt die HEAL-App, die Wilhelm-Leuschner-Straße zu nehmen und dann entlang der Martinsgasse und Judengasse zu gehen, während am Nachmittag der kühlste Weg über die Goethestraße führt. Die etwas kürzere Route über die Siegfriedstraße und den Berliner Ring wird aufgrund der höheren Sonneneinstrahlung nicht als erste Wahl angezeigt.

Das HEAL project: Transdisziplinäre Zusammenarbeit zur Mitigation von Hitzestress
Im HEAL-Projekt arbeiteten Forschende des HeiGIT (Heidelberg Institute for Geoinformation Technology) sowie der Forschungsgruppen GIScience und TdLab Geographie am Geographischen Institut der Universität Heidelberg zusammen. Es wurde von 2021 bis 2024 von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert, um praktische Lösungen zum Abmildern von Hitzestress zu entwickeln.
Ziel des Projekts war es, über die Grenzen der Wissenschaft hinauszugehen und das drängende Problem des Hitzestress in Heidelberg konkret zu adressieren. In enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und unter direkter Beteiligung betroffener Bevölkerungsgruppen wurde das Wissen über die Auswirkungen von Hitze auf vulnerable Personengruppen erweitert. Damit leistete das Projekt einen wichtigen Beitrag zur individuellen Hitzeanpassung sowie zur Unterstützung der kommunalen Hitzevorsorge und -minderung.
Die lokale Bevölkerung wurde aktiv durch Beteiligungsformate wie Hitze-Workshops mit partizipativen Methoden oder Chat-Interviews eingebunden. Dieser Ansatz ermöglichte es, Herausforderungen und Bedarfe zu identifizieren, die sonst möglicherweise unentdeckt geblieben wären. Das daraus gewonnene Wissen der Bevölkerung floss in die Entwicklung einer lokal angepassten Routing-App ein, die Wege mit geringer Hitzebelastung aufzeigt. Ergänzend erhielten die Bürger*innen Informationsmaterialien mit Handlungsempfehlungen zur persönlichen Hitzeanpassung.
Das HEAL-Projekt wurde ursprünglich in Heidelberg umgesetzt, wo die Routing-App im Sommer 2024 erstmalig veröffentlicht wurde. Von Beginn an war das Projekt jedoch bereits so entwickelt, dass sich der Ansatz und die Routing-Anwendung auch auf andere Städte in Deutschland übertragen lassen. Es wird das Ziel verfolgt, die Forschungsergebnisse somit auch über Heidelberg hinaus zugänglich zu machen. Dank der engen Zusammenarbeit mit der Stadt Worms ist die App nun auch dort verfügbar und wir freuen uns darauf, die App auch für weitere Städten zugänglich zu machen.

Um mehr über das HEAL-Projekt und die Routing-App zu erfahren, besuche die Projekt-Website https://heigit.org/heal/.
Bei Anfragen zum Projekt, kontaktiere das Forschungsteam mit einer E-Mail an heal@uni-heidelberg.de.