Neue Indikatoren für Emissionen aufgrund der Beheizung von Wohngebäuden: Baujahr und Energieträger

Das Modul “Heating Emissions” im Climate Action Navigator ermöglicht die Analyse der CO₂-Emissionen, die durch die Beheizung von Wohngebäuden entstehen. Wir haben das Modul nun um zwei neue Indikatoren für das Baujahr und den Energieträger der Gebäude erweitert, um mögliche Gründe für unterschiedliche Emissionswerte in verschiedenen Gebieten zu veranschaulichen.

Neue Indikatoren für Heizungsemissionen

Die Beheizung unserer Häuser ist eine bedeutende Quelle für CO₂-Emissionen. In Deutschland nutzen noch immer rund drei Viertel aller Haushalte fossile Brennstoffe wie Erdgas und Öl zum Heizen, wodurch die Beheizung von Wohngebäuden zu einem wichtigen Handlungsfeld im Kampf gegen den Klimawandel wird. Um das Problem besser zu verstehen und lokal anzugehen, benötigen wir genaue Emissionsdaten mit möglichst hoher Auflösung.

Das Modul Heating Emissions („Heizungsemissionen”) schätzt die CO₂-Emissionen aus der Beheizung von Wohngebäuden mit einer räumlichen Auflösung von 100 Metern. Die Heizungsemissionen werden in absoluten Zahlen (kg/Jahr) und pro Kopf dargestellt.

Die neueste Version von Heating Emissions, die im November 2025 eingeführt wurde, zeigt nun zusätzliche Informationen über das Baujahr und den Energieträger der Gebäude an. Der Zeitraum, in dem ein Wohngebiet gebaut wurde, ist ein entscheidender Faktor für den Energieverbrauch, da ältere Gebäude in der Regel schlechter isoliert sind und somit mehr Energie benötigen, um warm zu bleiben. Der für die Heizung verwendete Energieträger ist dann ein Schlüsselelement für die Bestimmung der CO₂-Emissionen, da verschiedene Energiequellen unterschiedliche Auswirkungen auf das Klima haben.

Diese neuen Indikatoren sind nützlich, um die Gründe für unterschiedliche Emissionswerte zu verstehen, da sie auf einen Blick Erkenntnisse über die Faktoren liefern, die für unterschiedliche Heizungsemissionen in verschiedenen Stadtteilen verantwortlich sind. Sie helfen lokalen Interessengruppen, das Potenzial zur Emissionsreduzierung in verschiedenen Stadtteilen zu verstehen und zu erkennen, was vor Ort geändert werden muss, um Emissionen effektiv zu reduzieren.

Ein Beispiel: Heizungsemissionen in Kalbach-Riedberg (Frankfurt am Main)

Werfen wir einen Blick auf den Stadtteil Kalbach-Riedberg in Frankfurt am Main mit Hilfe des Climate Action Navigator (CAN). In Abbildung 1 sehen wir, dass es ein Wohnviertel mit relativ hohen CO2-Emissionen gibt: mehrere Gitterzellen CO2-weisen Emissionen von etwa 150.000 kg/Jahr auf. Nur wenige Schritte entfernt befindet sich ein anderes Wohnviertel, in dem die meisten Gitterzellen keine Emissionen aufweisen. Warum gibt es einen so auffälligen Unterschied?

Wenn wir uns den geschätzten Energieverbrauch ansehen, stellen wir fest, dass das Gebiet mit den niedrigen Emissionen auch einen geringeren Energieverbrauch aufweist. Der geschätzte jährliche Energieverbrauch in diesem Gebiet liegt jedoch immer noch bei über 70 kWh pro Quadratmeter in allen Gitterzellen. Wie kann es also sein, dass die meisten Gitterzellen keine Emissionen aufweisen?

Zwei nebeneinander angeordnete farbige Rasterkarten zeigen CO2-Emissionen und Energieverbrauch in Kilogramm beziehungsweise Kilowattstunden pro Jahr, mit Farblegende von Gelb bis Rot.
Abbildung 1: Schätzungen der absoluten CO2-Emissionen (kg/Jahr) aus der Beheizung von Wohngebäuden und dem Energieverbrauch (kWh/m²/Jahr) in Kalbach-Riedberg, Frankfurt am Main.

Die neuen Indikatoren können weitere Erkenntnisse liefern. Betrachtet man das Baujahr der Gebäude (Abbildung 2, links), so zeigt sich, dass das Gebiet mit den höheren Emissionen überwiegend aus älteren Gebäuden besteht, die zwischen 1949 und 1978 erbaut wurden. Gebäude aus dieser Zeit sind oft nicht gut isoliert, was ihren höheren Energieverbrauch erklärt. Der geringere Energieverbrauch im anderen Gebiet lässt sich hingegen durch die neueren Gebäude erklären, die größtenteils nach 2000 gebaut wurden, als die Dämmstandards bereits viel höher waren. Wie wir jedoch in Abbildung 1 gesehen haben, verbrauchen diese Gebäude immer noch Energie für die Heizung, sodass wir immer noch nicht wissen, warum sie scheinbar keine Emissionen verursachen.

Auf der rechten Seite von Abbildung 2 sehen wir den häufigsten Energieträger in jeder Gitterzelle. In dem Gebiet mit den älteren Gebäuden und dem höheren Energieverbrauch ist Gas der häufigste Energieträger. Die höheren Emissionen in diesem Viertel sind also das Ergebnis eines höheren Energieverbrauchs, der durch die geringere Isolierung der überwiegend älteren Gebäude und die Verbrennung von Gas zu deren Beheizung verursacht wird. In dem anderen Gebiet ist Fernwärme der Energieträger, mit dem die meisten Gebäude beheizt werden. Wenn Gebäude an ein Fernwärmenetz angeschlossen sind, wird die Wärme in einem zentralen Fernwärmekraftwerk erzeugt und nicht im Gebäude selbst. Somit entstehen im Gebäude selbst keine Emissionen, weshalb unsere Karte für diese Gebäude null Emissionen anzeigt.

Zwei farbige Karten zeigen dominante Baujahre und Energiequellen von Gebäuden in einem Gebiet mit landwirtschaftlichen Flächen und Siedlungen.
Abbildung 2: Häufigste Baujahre und häufigste Energieträger für Gebäude in Kalbach-Riedberg, Frankfurt, Deutschland.

Obwohl ihr Energieverbrauch aufgrund ihrer besseren Isolierung viel geringer ist, können dennoch Emissionen entstehen, um diese Gebäude warm zu halten, wenn in der Fernwärmeanlage fossile Brennstoffe verbrannt werden. Da das Ziel unserer Analyse von Heizungsemissionen jedoch darin besteht, Emissionen direkt dort anzuzeigen, wo sie entstehen, werden für diese Gebäude keine Heizungsemissionen angezeigt.

Warum wird dies so dargestellt? Bei Gebäuden, die an Fernwärme angeschlossen sind, kontrolliert nicht der Hausbesitzer die Heizenergiequelle. In diesem Fall ist der Fernwärmeversorger der relevante Akteur, um Emissionen zu reduzieren, z. B. indem er sicherstellt, dass die Wärme aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wird.

Der Climate Action Navigator

Das aktuelle Update von Heating Emissions ist Teil einer umfassenden Weiterentwicklung des Climate Action Navigator (CAN), der bereits hochauflösende Analysen zu klimabezogenen Themen wie der Walkability und Bikeability von Städten, den städtischen CO2-Bilanzen, dem Bodenverbrauch und den Emissionen im Zusammenhang mit Änderungen in der Landnutzung liefert.

Wann immer möglich, verwendet der Climate Action Navigator frei zugängliche Daten (wie OpenStreetMap und Satellitenbilder) und offene Softwaretools, um Zugänglichkeit, breite Anwendbarkeit und Anpassungsmöglichkeiten zu gewährleisten. Die Module von CAN sollen Interessengruppen helfen, sowohl Stärken als auch Lücken bei der Klimaschutzmaßnahmen in verschiedenen Sektoren zu identifizieren. Durch die Visualisierung der Daten auf Straßenebene können Maßnahmen und Verbesserungen gezielt und unter Berücksichtigung der spezifischen lokalen Gegebenheiten durchgeführt werden.