Wusstest du, dass der 13. Oktober „International Day for Disaster Risk Reduction (IDDRR)“ – der Internationale Tag für die Reduzierung des Katastrophenrisikos ist? Seit 1989 nutz das Büro der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge diesen Tag, um eine globale Kultur des Risikobewusstseins und der Katastrophenvorsorge zu fördern. Akteur*Innen auf diesem Gebiet werden ermutigt, ihre Veranstaltungen, Aktionen und Ideen zum Thema zu teilen. Unter dem diesjährigen Hauptthema “Fighting inequality for a resilient future” (Kampf gegen Ungleichheit für eine widerstandsfähige Zukunft) werden am IDDRR Projekte und Leistungen hervorgehoben, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Katastrophenanfälligkeit auseinandersetzen. Wie vor Kurzem die Erdbeben in Afghanistan gezeigt haben, wird die Situation derjenigen, die ohnehin schon einem höheren Katastrophenrisiko ausgesetzt sind, im Katastrophenfall noch erheblich durch fehlenden Zugang zu Dienstleistungen und Ressourcen (z. B. Versicherungen, Finanzen) verschlimmert. Dieser Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Anfälligkeit ist nur einer von vielen Faktoren, die das Katastrophenrisiko und die Risikominderung beeinflussen.
Wir vom HeiGIT möchten den IDDRR zum Anlass nehmen, unsere Tools und Dienste vorzustellen, die zur Unterstützung und Verbesserung sowohl bei der Katastrophenvorsorge als auch im Katastrophenfall eingesetzt werden. Unser Ziel ist es, Geoinformationen, Methoden und Software offen zugänglich zu machen und zu verbreiten, um den Wissens- und Technologietransfer von der geoinformatischen Grundlagenforschung zur praktischen Anwendungen zu optimieren. Unsere Tools sind in den Bereichen nachhaltige Mobilität und humanitäre Hilfe anwendbar, zwei wichtige Faktoren bei der Verringerung des Katastrophenrisikos.
Openrouteservice (ORS) ist eine Plattform, die über ein einziges API vielzählige unterschiedliche Geodatendienste, wie z. B. Richtungsangaben, Isochronen und Zeit-Distanz-Matrizen zur Verfügung stellt. Sie basiert auf nutzergenerierten und kollaborativ gesammelten freien Geodaten von OpenStreetMap. Ihr gesamter Code ist OpenSource. Auf GitHub ist er für alle frei zugänglich zum Herunterladen und Mitwirken. ORS aktualisiert seine Daten einmal pro Woche.
Das ORS for disaster management (ORS für Katastrophenmanagement) basiert auf dem ORS-API und funktioniert ähnlich. Der Hauptunterschied besteht darin, dass der Anwendungsbereich des disaster-ORS auf eine Reihe aktiver Katastrophenregionen beschränkt ist, was eine sehr viel gezieltere Datenverarbeitung ermöglicht und Aktualisierungen in Abständen von bis zu zehn Minuten ermöglicht. Dies gilt auch für das Disaster Portal. Im Gegensatz zum disaster-ORS verfügt das Disaster Portal über eine zusätzliche Funktion, die es Nutzer*Innen (z.B. Hilfskräfte vor Ort in einem Katastrophengebiet) ermöglicht, die Daten selbst in Echtzeit zu aktualisieren, indem sie beispielsweise Hindernisse auf der Karte markieren.
Beide Dienste werden zur Unterstützung humanitärer Maßnahmen und der Katastrophenhilfe in besonders gefährdeten und katastrophenanfälligen Gebieten eingesetzt. Der Fokus auf regionale Daten und die Möglichkeit, Daten individuell zu aktualisieren, machen es einfacher, in Echtzeit richtige Entscheidungen zu treffen. In Gebieten, in denen die Infrastruktur durch Katastrophen beschädigt wurde, ist es von entscheidender Bedeutung, in Echtzeit handeln zu können. Klicke hier, um mehr allgemeine Informationen über unser Disaster Portal zu erhalten. Hier erfährst du, wie das Disaster Portal nach dem Erdbeben in Syrien und der Türkei geholfen hat.
Diese Anwendung ist ein Prototyp, der das Potenzial offener Geodaten im öffentlichen Gesundheitswesen aufzeigen soll. Ähnlich wie unser Disaster Portal basiert auch sie auf ORS. Die Anwendung fügt Daten über die Mobilität mit motorisierten Fahrzeugen mit Daten über die Verteilung von Gesundheitseinrichtungen zusammen. Dadurch lässt sich die Erreichbarkeit solcher Einrichtungen messen und regionale Unterschiede in der Verteilung der Gesundheitsversorgung können visualisiert werden. Die Open Healthcare Access Map könnte in Katastrophensituationen eingesetzt werden, da sie die Verteilung von Menschen, die medizinische Hilfe benötigen, auf mehrere Gesundheitseinrichtungen erleichtern und somit einzelne Einrichtungen entlasten kann.
- Analyse und Optimierung von Daten
Da die meisten unserer Dienste auf Daten beruhen, die von Nutzer*Innen generiert werden, arbeiten Forschende am HeiGIT regelmäßig daran, Qualität und Verfügbarkeit von Geodaten zu verbessen. Durch die Vorverarbeitung von Geodaten und deren Weitergabe über Dienste wie Humanitarian OSM Stats oder das ohsome Dashboard ermöglicht HeiGIT den Community-Mitgliedern eine effizientere Datenverarbeitung, z.B. bei Community Mapping Events. Dadurch wird es weniger zeitaufwendig, mehr und bessere Daten zu generieren, wovon unsere Dienste wiederum profitieren.
In einer kürzlich erschienenen Publikation hebt HeiGit-Mitarbeiter Benjamin Herfort die Bedeutung von OSM-Daten für politische und humanitäre Akteur*Innen hervor und zeigt auf, wie das ohsome-Framework zur Verbesserung der verfügbaren Daten genutzt werden kann. Der Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Katastrophenanfälligkeit wird in dieser Publikation ebenfalls deutlich, da Daten über Gebiete, die am meisten von Dienstleistungen auf der Grundlage optimaler Daten profitieren würden, tendenziell knapp sind.
Wenn du mehr über den IDDRR oder über HeiGIT-Projekte zur Verringerung des Katastrophenrisikos erfahren möchtest, dann besuche die IDDRR-Nachrichten- und Publikationsseite und oder lies weitere HeiGIT-Blogartikel zu diesem Thema.