Proaktives Katastrophenmanagement: Globale Herausforderungen Bewältigen durch vorhersagegestützten Finanzierung

Vorhersagegestützte Finanzierung (Forecast-based Financing – FbF) ist ein innovativer Ansatz für das Katastrophenmanagemen. Es geht dabei darum, auf der Grundlage von meteorologischen Vorhersagen und Risikobewertungen frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen potenzieller Katastrophen zu mindern. Durch FbF können präventive Maßnahmen ergriffen werden, welche die negativen Folgen für betroffene Bevölkerungsgruppen erheblich verringern können, anstatt zu warten und erst dann zu reagieren, wenn eine Katastrophe eintritt. Der Hauptzweck von FbF besteht darin, rechtzeitig effektive Schritte zur Risikominderung, bessern Vorbereitung von Gemeinschaften sowie zur Stärkung von Katastrophenabwehrsystemen zu unternehmen, die letztlich dazu führen, dass gefährdete Gemeinschaften Katastrophenresilienz aufbauen. Bei FbF werden wissenschaftliche Daten und Prognosen in Entscheidungsprozesse miteinbezogen. Dadurch kann gewährleistet werden, dass Ressourcen effizient zugewiesen und die am besten geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, lange bevor eine Katastrophe eintritt. Diese proaktive Strategie rettet nicht nur Menschenleben und verringert Leid, sondern erweist sich auch im Vergleich zu herkömmlichen reaktiven Katastrophen-Management-Strategien in vielen Fällen als kosteneffizienter. Die Wirksamkeit von FbF kann jedoch von spezifischen Gegebenheiten und Bedingungen abhängig sein. Auch sind herkömmliche Ansätze nach einer Katastrophe immer noch notwendig, vor allem wenn vor Ort sofortige Reaktions- und Bergungsmaßnahmen erforderlich sind.

Im Rahmen der FbF-Projekte leisten wir technische Unterstützung mit dem Ziel eines nachhaltigen Wissenstransfers. Dazu gehört die Einschätzung des Gefahrenpotenzials, damit rechtzeitig Maßnahmen konzipiert werden können und damit gezielt dort eingegriffen werden kann, wo es am dringendsten notwendig ist. Wir entwickeln Verfahren zur Risikobewertung für alle Verwaltungseinheiten und arbeiten mit den lokalen Partnern zusammen, um relevante Gefahrenindikatoren auszuwählen und zu priorisieren. Unser Ziel ist es, Gemeinschaften beim Aufbau von Widerstandsfähigkeit und bei der Gestaltung ihrer eigenen Katastrophenabwehr auf der Grundlage des lokalen Wissens und der Bedürfnisse der Region zu unterstützen.

Forecast-based Financing Somalia

Projektphase: 01.03.2023 – 31.12.2023

Im Jahr 2022 haben wir gemeinsam mit der Somali Red Crescent Society (SRCS), dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Red Cross Red Crescent Climate Center (RCRCCC) zum ersten mal mit FbF gearbeitet, um die wiederkehrenden Dürreperioden in Somalia zu bekämpfen. Diese zusätzliche Belastung verschärft die bestehende Fragilität in der Region und führt zu Ernährungsunsicherheit, verlorenen Lebensgrundlagen und weiträumiger Binnenvertreibungen. Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, führte unser Team räumliche Risiko- und historische Folgenabschätzungen durch, entwickelte Überwachungs- und Auslösemechanismen und bezog in jeder Phase Feedback und lokales Fachwissen ein. Diese gemeinsame Arbeit gipfelte in der Entwicklung eines Protokolls für frühzeitiges Handeln (Early Action Protocol – EAP) für die Dürre im Jahr 2023 und unterstreicht die Bedeutung aktiver Maßnahmen zur Bekämpfung humanitärer Krisen.

Somaliland GIS Training, Dezember 2023

Forecast-based financing Sudan – Fluss-Überschwemmungen

Projektphase: 01.02.2023- 31.12.2023

Im Sudan unterstützten leisteten wir dabei Unterstützung, festzustellen, welche Gemeinden am stärksten von Überschwemmungen an den Flüssen bedroht und betroffen sind. Wir nutzten historische Hochwasserdaten und Daten zur Erreichbarkeit ländlicher Gebiete, die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, unserem strategischen Partner, bereitgestellt wurden. Die Satellitenbilder vergangener Überschwemmungen waren für das Verständnis der Auswirkungen von entscheidender Bedeutung, während die Ereichbarkeitsanalyse dazu beitrug, die Schwierigkeiten beim Erreichen de

Forecast-based Financing Pakistan

Projektphase: 01.09.2023 – 31.12.2024

In Pakistan begannen unsere Bemühungen im Jahr 2023 damit, dass Daten gesammelt und dahingehend überprüft wurden, ob sie für Entwicklung eines EAPs geeignet sind. Diese Vorarbeit bildete die Grundlage für das Hochwasserschutz-Projekt im Indus-Einzugsgebiet, das im Januar 2024 offiziell gestartet wurde. Unser Ziel ist es, das EAP bis zum Ende des Jahres vorzulegen.

Während des gesamten Projekts entwickeln wir innovative Methoden, wie z. B. asymetrische Kartierungsansätze, um eine genauere Umverteilung der Indikatoren in größerem Maßstab zu erreichen. Darüber hinaus führen wir eine umfassende räumliche Risikobewertung auf Tehsil-Ebene (eine lokale Verwaltungseinheit in Indien und Pakistan) für das gesamte Indus-Flussbecken durch und leiten einen Workshop zur GIS-Schulung und Priorisierung von Risikobewertungsindikatoren für die pakistanische Rot-Kreuz-Gesellschaft (PRCS) vor Ort. Dieser Ansatz gewährleistet die Einbeziehung von lokalem Wissen und überträgt die Verantwortung für unsere Dienstleistungen und Produkte nachhaltig an lokale Akteure.

Reisedauer zur nächstgelegenen Gesunheitseinrichtung in Pakistan.

Forecast-based Financing Somalia Locust

Projektphase Jan 2024 – Dez 2024

In Somalia arbeiten wir am ersten FbF-Projekt innerhalb der Gesellschaft des Roten Halbmonds (SRCS), dessen Fokus auf Heuschrecken liegt. Dieses Projekt soll der SRCS helfen, gefährdete Gemeinschaften vor drohenden Heuschreckenschwärmen zu warnen und ihre Lebensgrundlagen zu schützen. Trotz der begrenzten Datenlage und der Schwierigkeiten dabei, Wüstenheuschrecken vorherzusagen, wollen wir bis Ende des Jahres ein vereinfachtes EAP vorlegen. Zu unseren Aktivitäten gehört die Auswertung von Daten zur Ermittlung von Indikatoren, die die Gefährdung, Anfälligkeit und Bewältigungskapazität im Zusammenhang mit Heuschreckenbefall beschreiben. So untersuchen wir beispielsweise Korrelationen zwischen der Landnutzung, dem Vegetationsindex und verschiedenen Wetterbedingungen mit beobachtungen von Wüstenheuschrecken. Darüber hinaus setzen wir neue Instrumente, wie z.B. theDEEP, für die historische Folgenabschätzung (historical impact assessment – HIA) ein und veranstalten „Tagathons“ durch, um Berichte von ReliefWeb und die monatlich veröffentlichten FAO-Bulletins über Wüstenheuschrecken mit Tags zu versehen.

Beobachtungen von Wüstenheuschrecken-Schwärmen in Somalia zwischen 2019 und 2021

FbF Madagsakar – Cyclones

In Madagaskar unterstützen wir die Entwicklung eines vollständigen EAPs für tropische Wirbelstürme. Wir haben den Entwurf der Terms of Reference (TOR) fertiggestellt und werden das Madagassische Rote Kreuz bei der räumlichen Risikobewertung unterstützen. Im November werden wir dem lokalen Team helfen, eine umfassende Schulung zu organisieren, bei der mehr Mitarbeitenden QGIS-Kenntnisse, Wissen über die Arbeit mit Geodaten, Wissen zum Verstehen und Aktualisieren der Risikobewertungsmethoden und der Einsatz mobiler Datenerfassungstechniken vermittelt werden sollen.

Unsere Erfahrungen mit FbF Projekten

In den letzten Jahren haben wir erkannt, dass der Erfolg in diesem Bereich Zeit, ausführliche Gespräche und die Bereitschaft erfordert, verschiedene Perspektiven und unterschiedliche technische Kenntnisse zu berücksichtigen. Wenn man jedoch Zeit und Mühe investiert, können Initiativen wie die Einführung neuer Technologien zu fruchtbaren Ergebnissen führen. Für ein breites Spektrum von Anwendungen innerhalb des FbF hat sich der Einsatz von frei verfügbarer und quelloffener Software, ergänzt durch maßgeschneiderte Schulungen und dauerhafte Partnerschaften, als effektiv erwiesen. Das übergreifende Ziel sollte immer darin bestehen, die Partner in die Lage zu versetzen, eigenständig umsetzbare Ergebnisse und Lösungen zu produzieren.

Wir bemühen uns, unsere Prozesse und Methoden für FbF-Projekte zu standardisieren, um für die Aufnahme weiterer Projekte gut gerüstet zu sein. Darüber hinaus erforschen wir innovative Ansätze, um die Herausforderungen in den Regionen, in denen wir arbeiten, zu bewältigen, insbesondere im Hinblick auf Datenverfügbarkeit und Datenqualität.

Unsere wichtigsten Erkenntnisse sind klar: Projekte dieser Art brauchen Zeit, um Vertrauen aufzubauen, mit neuen Ansätzen zu experimentieren, Geduld miteinander zu haben und verschiedene Akteure zusammenzubringen. Letztendlich ist es unser Ziel, das Wissen, das wir haben, an die Gemeinschaften weiterzugeben und sie zu befähigen, es sich zu eigen zu machen.

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